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Donnerstag, 8. Februar 2018

Wohin mit der Eisbahn? Noch ein Leserbrief.

Doppelschlossanlage - ein stolzes Wort! Wie könnte man mit so einem Pfund wuchern, wenn man Stadtmarketing betreiben würde. Stellt euch vor, euch würde man von einer kleinen Stadt erzählen, auf einem Berghang liegend mit hängenden Gärten, verwunschenen Tälern, eben jener besonderen Doppelschlossanlage mit einer märchenhaften Brücke, thronend über grünen Parkanlagen mit Teichen und an einem Fluss liegend ...? Würde es euch nicht reizen, diese Stadt zu besuchen. Ach, nein! Das lohnt sich ja nicht, denn diese Stadt hat ja keine Eisbahn!

Es sind ungewöhnlich viele Leserbriefe zum Thema Umgestaltung des Schlossvorplatzes geschrieben und in der Freien Presse veröffentlicht worden. Offensichtlich bewegt es die Bürger Glauchaus, die zu spät mitbekommen, bzw. realisiert haben, was die Stadt dort plant, nämlich erst mit der Presseveröffentlichung der Architektenzeichnung (Quelle Freie Presse vom 19.01.2018). Ich bin gelernte Architektin, an diesem Projekt unbeteiligt und habe mich schon manchmal in Sachen Stadtplanung ehrenamtlich in Glauchau eingebracht. Daher erlaube ich mir dazu auch eine Meinung zu haben und zu äußern.



Wir sollten es nicht durcheinander bringen. Die Frage ist nicht Eisbahn ja oder nein, da gäbe es theoretisch Alternativstandorte. Nein, es geht darum, ob man das städtische Geld ausgerechnet für dieses Vorhaben ausgeben sollte (auch wenn wir nur über den kommunalen Eigenanteil reden), ob solche Planungen für den Bürger transparenter diskutiert werden sollten (seit Mitte 2016 wird nichtöffentlich beraten, obwohl laut Sächsischer Gemeindeordnung § 37 eigentlich nur Themen unter Ausschluss der Öffentlichkeit behandelt werden sollen, wenn das öffentliche Wohl oder berechtigte Interessen einzelner betroffen sind), ob die Stadträte verantwortungsvoll nach sorgfältiger Überlegung abgestimmt haben und ob es Möglichkeiten gibt, getroffene Entscheidungen gelegentlich neu zu diskutieren.

Der Verdruss der Bürger über die ganz große Politik ist oft groß, manchmal berechtigt, manchmal nicht. Aber im Kleinen, der Kommunalpolitik, wo parteipolitische Strategien zum Glück oft weniger wichtig sind und gemeinsame Lösungen für Sachfragen gefunden werden können, ist es doch um so wichtiger, den Bürger informiert zu halten. Ich bin kein Freund der direkten Demokratie. Es ist schlicht nicht sinnvoll, jeden zu jeder Sache um seine Meinung zu fragen. Deshalb werden Vertreter gewählt. Dass diese dann nicht immer im eigenen Sinne entscheiden, ist ganz logisch und muss man in einer Demokratie ebenso aushalten wie andere Meinungen, aber man kann im Kontakt bleiben, gerade in einer Kommune, wo die Wege kurz sind. Werden aber Dinge nicht öffentlich beraten, hat der Stadtrat oder die Stadträtin gar nicht die Möglichkeit, ein Stimmungsbild einzufangen oder fachlichen Rat einzuholen. Gerade bei Planungs- und Bauaufgaben sind die Verfahren kompliziert und für die Stadträte, auf diesem Gebiet zumeist auch nur Laien, schwer zu durchschauen. Da wird auf die Vorlagen der Verwaltung vertraut, die sicher nicht in der Sache unrichtig sind, aber manchmal eben nur das Notwendigste offenlegen, damit das Stadtparlament den Vorschlägen folgt. Manchmal wäre es wünschenswert, wenn detailliert nachgefragt und zur Not weitere Information eingefordert würde, bevor Entscheidungen gefällt werden.

Die Stadt Glauchau hat ein taufrisches INSEK (Integriertes Stadtentwicklungskonzept). Es ist die Basis für städtische Planungen und Voraussetzung für die Vergabe von Fördermitteln, ohne die Kommunen gar keine Vorhaben durchführen könnten. In diesem Stadtentwicklungskonzept werden städtebauliche Miseren und Handlungsschwerpunkte festgelegt.

Der Schlossvorplatz ist darin selbstverständlich nicht als städtebauliche Misere erwähnt. Im Gegensatz zum katastrophalen Nikolaiplatz mit der Brüderstraße, den verfallenden hängenden Gärten, den austrocknenden Teichen im Gründelpark, den vergammelten Stadtgräben, Teilen der Unterstadt, dem leider unzugänglichen Flussufer oder den Brachen an der Otto-Schimmel-Straße besteht eigentlich überhaupt kein Handlungsbedarf. Diese Aufzählung ist keinesfalls umfassend, aber hierbei handelt sich um wirkliche Miseren innerhalb von Fördergebieten, die aber leider nicht mit gleichem Elan angegangen werden, wohl, weil dort leider keiner Schlittschuh laufen will.

An den architektonischen Planungen an sich ist eigentlich nicht viel auszusetzen, sie folgen wohl weitestgehend der Aufgabenstellung des Auftraggebers. Fair wäre es sicher gewesen, für die Visualisierung eine andere Blickrichtung, nämlich die in Richtung Schloss zu wählen und die mobile Eisbahn realistisch darzustellen. Letzteres hätte ich sicher als Architekt nicht anders gehandhabt, ist aber ein bisschen Augenwischerei, denn so chic ist die Eisbahn nicht, wie dargestellt. Eine ebene Fläche, die so eben gar nicht sein muss, wäre allerdings auch mit deutlich weniger Aufwand herstellbar. Das eine Ergänzung zu einem historischen Gebäude einer modernen Formensprache folgt, ist allerdings gestalterisch richtig, wenn diese Ergänzung denn erforderlich wäre.

Es handelt sich hier um die Lösung für ein Problem, das gar nicht existiert. Das Ergebnis wird wahrscheinlich keine Katastrophe, wie von manchem befürchtet, die Maßnahme ist aber überflüssig. Diese Fläche wird für Märkte und Veranstaltungen nicht benötigt.

Ja, und die Sache mit den Blumenkübeln: Blumenkübel sind oft ein Akt der Verzweiflung, wenn einem nichts anderes mehr einfällt. Aus meiner Sicht ist es zu aufwendig, den Bauhof, der in eine parkreichen Stadt ohnehin reichlich zu tun hat, mehrmals im Jahr die 40 Blumenkübel hin und her räumen zu lassen, vom Pflegeaufwand einmal ganz zu schweigen.

Die Stadträte handelten aus der Befürchtung heraus, sich den Unmut der eislaufwilligen Bürger zuzuziehen. Einigen ist leider zu spät klar geworden, dass der Aufwand unverhältnismäßig ist und nicht zu rechtfertigen. So mancher Sportverein in Glauchau würde sich schon über eine geringere finanzielle Unterstützung freuen.

Ich schlage vor, das Thema ergebnisoffen noch einmal unter Vorlage aller Fakten und Zwangspunkte öffentlich zu diskutieren, ohne das Machtwort des Stadtoberhauptes, dass daran sowieso nicht mehr gerüttelt werde. Gegebenfalls kann man Planungen stoppen oder zumindest aussetzen oder abändern.

Ich bleibe bei meinem Vorschlag, die Eisbahn auf dem Schillerplatz, auch im Fördergebiet, anzusiedeln. Dort ist das Gelände eben, eine glatte Fläche einfacher und günstiger herstellbar. Parkplätze gibt es auch schon. Anwohner werden dort nicht gestört. Denkmalschutzrechtliche Bedenken sind nicht zu erwarten. Der Standort ist ebenso stadtnah wie der Schlossvorplatz, wegen der Synergieeffekte mit dem Innenstadthandel. Durch den bereits beschlossenen Ausbau des verwaisten Toilettenhauses sind zukünftig sanitäre Anlagen vorhanden sowie Räumlichkeiten für den Ausleih oder einen Kiosk. Eine zusätzliche Pergola wie am Schlossplatz entfiele somit auch. Die Fläche unter der Eisbahn wäre, natürlich ohne Blumenkübel, auch im Sommer zum Beispiel zum Inlineskaten verwendbar.

Den Bürgern vorzuwerfen, dass sie an den Stadtratssitzungen nicht teilnehmen um sich zu informieren, sondern sich nach getroffenen Entscheidungen nur aufregen, ist in der Sache nicht ganz unrichtig. Es ist aber auch nicht im Sinne des Erfinders, dass immer hunderte Einwohner den Versammlungen beiwohnen, wo sie zum Thema ohnehin nichts sagen dürfen, sondern lediglich zuhören können.

Auf städtischer Politikebene sollte man den Kontakt mit dem Bürger suchen. Vielleicht ist am Internetauftritt der Stadt noch etwas zu verbessern und endlich ein wirksames zeitgemäßes Stadtmarketing zu etablieren, das wirkt nämlich nicht nur nach außen, sondern auch für die eigenen Einwohner.

Ganz nebenbei würde mich interessieren, ob es eine Verpflichtungserklärung des Betreibers der Eisfläche gibt, sie in den nächsten Jahren überhaupt aufzustellen.

Natürlich ist es auch bei Baumaßnahmen normal, dass es immer Menschen gibt, denen das Ergebnis nicht gefällt. aber hier sind die Prioritäten falsch gesetzt und brennendere Problem harren schon lange einer Lösung.

Der Slogan muss heißen: Findet einen Weg! Gemeinsam.

Kathleen Scheurer